Immer mehr Kanzleien tummeln sich auf LinkedIn, immer mehr AnwältInnen lassen sich registrieren. In grossen Wirtschaftskanzleien werden PartnerInnen aufgefordert, eigene Profile anzulegen und Content zu posten. Nicht wenige AnwältInnen sind irritiert, denn sie wissen nicht, was das soll und was es bringt.
Wozu LinkedIn?
- Die Plattform bietet die hervorragende Möglichkeit, sich als RechtsanwältIn und als Mensch zu zeigen. Der Begriff Personal Branding geht davon aus, dass jede und jeder MarkenbotschafterIn seiner/ihrer eigenen Kompetenz ist. Das ist für AnwältInnen besonders wichtig, denn schlussendlich «verkaufen» sie eine vertrauensbasierte Dienstleistung. Rechtsberatung ist People‘s Business – Menschen kaufen von Menschen.
- Bei LinkedIn haben Sie die Möglichkeit, sich ein sehr individuelles Netzwerk aufzubauen. Das wird sich sicher am Anfang zum grossen Teil aus Bestands-Kontakten zusammensetzen. Mit der Zeit werden Sie allerdings ein Netzwerk aufbauen, das zu Ihnen passt, das Sie interessiert und das wahrscheinlich sogar Ihre Werte teilt. Sie können bei LinkedIn UnternehmerInnen direkt ansprechen (natürlich berufsrechtlich konform) und sich so einen direkten Weg in Ihre Target-Group schaffen. Sie können Posts platzieren, die Ihre Kompetenz zeigen, und auf Beratungsnotwendigkeiten hinweisen. Bei all dem können Sie sich empathisch darstellen und vermitteln, dass Sie die Bedarfsebene Ihrer Targets verstehen und deren berufliche Erlebniswelt nachvollziehen können.
- Rechtskompetenz präsentieren, aber nicht beratend tätig werden – von diesem Grundgedanken müssen sich RechtsanwältInnen tragen lassen. LinkedIn lebt von schneller Erfassbarkeit und Übersicht. Der Algorithmus versucht, die menschliche Vertrauensbildung nachzuahmen. Also verhalten Sie sich so, als wären Sie auf einer Party. Seien Sie höflich, dankbar und bescheiden. Protzen Sie nicht und simplifizieren Sie Rechtsthemen. Journalistische Aufbereitung juristischer Komplexität heisst die Devise: Zeigen Sie, was Sie können, um später zu verkaufen, was Sie wissen.
- Das Medium gibt Ihnen die Möglichkeit, gesehen zu werden – auch als ArbeitgeberIn. Was sich hier so leicht schreibt, ist eine knallharte Chance, die keine riesigen Werbebudgets fressen muss. Wenn Sie sich selbst als MarkenbotschafterIn Ihrer Kanzlei sehen und überzeugt von Ihren KollegInnen und sich selbst sind, dann strahlen Sie das auch aus. Gerade junge Talente wollen menschlich abgeholt und emotional angesprochen werden und stehen auf social network. Zeigen Sie, dass in Ihrer Kanzlei mehr steckt als das staubige Selbstverständnis eines erzkonservativen, männlich geprägten Berufsstandes. Seien Sie einfach Sie selbst, denn Authentizität wirkt.
Was also tun?
Ich empfehle: Registrieren Sie sich bei LinkedIn. Legen Sie Ihr Profil vernünftig an. Sie brauchen am Anfang keinen Bezahl-Account. Und dann schauen Sie sich um. Fangen Sie an zu liken und suchen Sie nach Menschen, die Sie gern in Ihrem Netzwerk hätten. Checken Sie täglich kurz die Lage und erweitern Sie Ihren Kreis sukzessive. Wenn Sie einige Kontakte haben, fangen Sie an zu posten. Gern erst Fremd-Content, wie zum Beispiel Zeitungsartikel, später dann auch eigene Posts.