Um Arbeitnehmenden durch Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) auch bei Homeoffice und zunehmenden digitalen Arbeitswelten jene Rahmenbedingungen zu bieten, welche Leistung und Gesundhheit fördern, sollten folgende Empfehlungen beachtet werden:
Arbeitsorganisation mit gesundheitsförderlicher Wirkung
Die neue Arbeitswelt ermöglicht viel Selbstbestimmung in der Organisation der Arbeit. Dazu braucht es aber auch Selbstmanagement-Kompetenzen, die eine zu starke Ausweitung der Arbeitszeiten verhindern und effizientes und gesundes Arbeiten sicherstellen. Persönliches Zeitmanagement, Arbeiten nach der individuellen Leistungskurve oder Aufgabenpriorisierung sind wirkungsvolle Methoden dafür. Zudem wirken sich zwei Verhaltensmassnahmen auf die Gesundheit und die Vereinbarkeit der verschiedenen Lebensbereiche aus:
Regelmässig Pausen machen – auch die kurzen Formen wirken Pausen sind wichtig, um den Tag zu strukturieren und um sich von intensiven Arbeitsphasen zu erholen. Dass Mittagspausen wichtig sind, wissen die meisten. Weniger bekannt ist der positive Effekt der kleinen bis sehr kleinen Pausen auf die Erholung. Sie wirken sowohl physiologisch (Reduzierung von Beschwerden am Bewegungsapparat, Aufbrechen von statischer Haltung) als auch kognitiv (Verbesserung der Problemlöseleistung und der Konzentrationsfähigkeit).
- Mikropausen (<1 Minute) zur Auflockerung und Erfrischung ohne den Fokus auf die Aufgabe zu verlieren: Arbeitshaltung ändern oder kleine Bewegungsübungen machen
- Minipausen (1-5 Minuten) zur Aktivierung: Aufstehen, Raum wechseln, Arbeitsraum durchlüften, Bewegungs- und Entspannungsübungen, einige tiefe Atemzüge am offenen Fenster, ein kurzes Pausengespräch im Stehen mit Arbeitskolleg:innen
In Balance bleiben mit stimmiger Abgrenzung der Lebensbereiche Die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen im digitalisierten Arbeitskontext zusehends. Multitasking, «Always-On-Mentalität» oder vielfältige Ablenkungen sind einige der Begleiterscheinungen mit dem Risiko für grössere Erschöpfung. Mit einer typengerechte Planung der Arbeit und mit «Boundary-Taktiken» kann Belastungen und Gefährdungen gezielt begegnet werden. Ermöglicht werden dabei das Aufgreifen persönlicher Bedürfnisse und eine gesundheitsförderliche Grenzziehung zwischen den Lebensbereichen.
- Separator:innen trennen Arbeit und Freizeit gerne klar.
- Integrator:innen verstehen Arbeit und Freizeit nicht eng definiert und leben besser mit einem Fliessen durch beide Bereiche.
- «Mischtypen» befinden sich in einem breiten Range zwischen den beiden Polen. Eher integrativ bearbeitet werden Aufgaben und Sachverhalte, die als wichtig wahrgenommen werden und die auch der eigenen Identität entsprechen. Bei Aufgaben, die persönlich weniger wichtig erscheinen, erfolgt eine klarere Abgrenzung.
Hilfreiche Boundary-Taktiken sind etwa sich selbst klar darüber werden, wie man «tickt» und in welchen Arbeitsphasen es besonders wichtig ist, der eigenen Ausrichtung zu folgen. In den Teams und/oder zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden sollte ein offener Austausch darüber bestehen, wie Arbeit und Privates gelebt werden: Welche Herausforderungen sind besonders hoch?, Was gelingt am besten?, Welche To-do-Listen oder Tools helfen, die Arbeit besser zu organisieren? Ein gemeinsames Verständnis dafür, ob und wofür es Team-Regelungen braucht, hilft ebenso. Das Entwickeln von passenden individuellen Boundary-Taktiken und entsprechenden Regeln sollte für das gesamte Team passieren. Wichtig ist auch eine klare Abmachungen zur Organisation von Arbeitszeit und Arbeitsaufgaben.
Bewusstes Umgehen mit Stress
Stress ist in der Regel gut aushaltbar - wenn genügend Erholungsphasen möglich sind. Punktueller Stress ist sogar positiv, denn er hilft, innere Ressourcen zu aktivieren. Wenn das Stresslevel aber zu lange hoch bleibt und die Erholungsphasen zu kurz sind, hat Stress psychische und körperliche Auswirkungen und gefährdet die Gesundheit. Für den Umgang mit innerem Druck und Spannung bewähren sich in der Regel konkrete Verhaltensmassnahmen und körperliche wie auch mentale Strategien:
- Körperliche Aktivitäten haben eine positive Wirkung auf Körper UND Geist. Ausdauerformen (wie Jogging, Walking, Velofahren) und Programme zur Kräftigung der Körperstrukturen (wie Pilates oder auch Yoga) wirken stressreduzierend - auch durch die Freisetzung von Glückshormonen. Bewegung im Freien, z. B. Spazierengehen, kann auch die Art, wie wir unsere Umwelt und uns selbst wahrnehmen, verändern.
- Entspannungstechniken wie z. B. Atemübungen, Autogenes Training, Meditation oder Qi Gong können stressbedingte Anspannungen lösen und verbessern die Verhaltenskontrolle von stressrelevanten Gefühlen wie Angst, Ärger oder Wut.
- Selbstreflexion und Modifikation von Einstellungen: Wir sind durch unsere eigenen Erwartungen und durch unsere Ansprüche an uns selbst geprägt. Sich mit Fragen zu bestehenden Belastungen konkret auseinanderzusetzen, kann neue und gesundheitsförderliche Verhaltensansätze aufzeigen. Beispielfragen, welche die Möglichkeiten der Einflussnahme betreffen könnten lauten: Was beeinträchtigt mich, kann ich aber weder beeinflussen noch bestimmen? Was kann ich beeinflussen, aber nicht bestimmen? Was kann ich selbst bestimmen? Wichtig ist es, schwierige Situationen, die nicht zu ändern sind, anzunehmen.