Im Jahr 2023 wurden 23 080 Jugendurteile ausgesprochen (Zunahme von 11% gegenüber dem Vorjahr). Die Zahl der Urteile aufgrund von Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch (StGB) hat um 5% zugenommen – damit wird ein Trend weiter beobachtet, der seit 2015 besteht. Am stärksten zugenommen haben die Urteile wegen schwerer Körperverletzung, Raufhandel und Hinderung einer Amtshandlung. Letztere sind in den vergangenen neun Jahren um nahezu das Dreifache gestiegen.
Ebenfalls ein bedenklicher Trend: Die Zahl der Verurteilungen aufgrund von strafbaren Handlungen gegen die sexuelle Integrität hat sich seit 2015 fast verdreifacht. Besonders markant zugenommen haben dabei die Jugendurteile wegen Pornografie.
Anstieg bei beiden Geschlechtern zu bemerken: Der deutliche Anstieg der Jugendurteile zeigt sich sowohl bei den männlichen Jugendlichen (+38,5%) als auch bei den weiblichen Jugendlichen (+32,7%) sowie bei jenen mit Schweizer Staatsangehörigkeit (+23,7%) als auch bei jenen mit ausländischer Staatsangehörigkeit (+43,9%). Negativ fällt die Zunahme bei den unter 15-Jährigen auf: Die Zahl jener Personen, die wegen einer Straftat gemäss StGB verurteilt wurden, hat sich zwischen 2015 und 2023 um rund 60% erhöht.
Auch bei Verstössen gegen das Strassenverkehrsgesetz ist eine Zunahme gegenüber 2022 zu verzeichnen. Besonders ausgeprägt war der Anstieg bei den Verurteilungen wegen Verletzung der Verkehrsregeln.
Ein positiver Abwärtstrend
Ein Abwärtstrend schreibt sich fort: Die Jugendurteile wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz wie Betäubungsmittelhandel und -konsum verringerten sich 2023 erneut (mehr als -55% bei beiden Straftaten in den letzten neun Jahren).
Mediation als geeignetes Konfliktlösungsmodell
464 der insgesamt 24 312 Jugendstrafsachen, die dem BFS gemeldet wurden, konnten 2023 mittels einer Mediation einvernehmlich gelöst werden. Im Zeitraum 2020-2023 wurden am häufigsten Konflikte in Zusammenhang mit Ehrverletzungen und Handlungen gegen die körperliche Unversehrtheit mit einer Mediation beigelegt (gut 15% bzw. 12%). Allerdings sinkt mit zunehmendem Alter der straffälligen Jugendlichen der Anteil der erfolgreich abgeschlossenen Mediationen. Während er bei den 10-Jährigen bei 10% liegt, beträgt er bei den 16- und 17-Jährigen nicht einmal 1%.