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Wer das Staatsexamen weder beim ersten noch beim zweiten Anlauf besteht (mit Freiversuch hat man sogar drei), hat nach sechs Jahren im schlimmsten Fall nur das Abitur in der Tasche. Ein «Schicksal», das nicht wenige ereilt: Die endgültigen Durchfallquoten beim ersten Jura-Examen liegen je nach Bundesland zwischen 10 und 30 Prozent. Nicht nur, dass viele Studenten nach einer solchen Nachricht am Boden zerstört sind; sie müssen auch dringend nach einer neuen Perspektive Ausschau halten.
Kombinierte Studiengänge
Einige Universitäten und Hochschulen bieten mittlerweile die Möglichkeit an, Rechtswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften zusammen zu studieren und dieses Studium mit einem Bachelor-Titel abzuschliessen. Als erste hat die Hochschule Mainz bereits im Jahr 1993 den Studiengang Wirtschaftsrecht ins Leben gerufen und damit die Möglichkeit eines ausgeprägt arbeitsmarktorientierten Studiums geschaffen. Absolventen können mit dem Bachelor-Abschluss schnell in die Praxis einsteigen. Der Studiengang eignet sich nicht nur für Erstsemester; unter bestimmten Voraussetzungen können auch Studienleistungen, die zuvor an der Uni erbracht wurden, für die weitere Ausbildung an der Hochschule angerechnet werden.
Für Jurastudenten, die sich von vornherein nicht dem drohenden Examensdruck aussetzen wollen, bietet sich ein kombiniertes Universitäts-Studium quasi als Sicherheitsnetz an. Hier wird ein Bachelor-Abschluss dem Ersten Juristischen Staatsexamen vorgeschaltet. Wer das Examen nicht bestehen sollte, hat so in jedem Fall den Bachelor-Abschluss in der Tasche. Die Universität Mannheim beispielsweise hat den Kombinationsstudiengang Unternehmensjurist/in 2008 eingeführt. Nach sechs Semestern stehen drei Klausuren und die Bachelorarbeit an mit der Besonderheit, dass die drei Klausuren zugleich die drei Staatsexamensklausuren für das Zivilrecht sind. Durch das gleichzeitige Studium der Wirtschaftswissenschaften verlängert sich die Regelstudienzeit zwar auf ca. zehn Semester; der zeitliche Mehraufwand wird durch den Erwerb eines breiteren Wissensspektrums wettgemacht. Nach der Regelstudienzeit wird das Erste Staatsexamen geschrieben.
Auch an der Universität Potsdam gibt es einen Studiengang Wirtschaftsrecht, den die juristische Fakultät seit 2013 anbietet. Hier verlängert sich die Studienzeit nicht. Nach den ersten sechs Semestern, in denen juristische Vorlesungen besucht und gleichzeitig Credit Points für den Bachelor in ausserjuristischen Fächern erworben werden, schreiben die Studenten die Bachelorarbeit und haben damit diesen Abschluss schon mal sicher. Danach können sie entscheiden, ob sie noch einen Masterstudiengang draufsetzen oder das Jurastudium samt Staatsexamen beenden möchten.
Abstecher ins Ausland
Nach dem letztmaligen Durchfallen im Ersten Staatsexamens können Studenten das Jurastudium zwar in Deutschland nicht mehr beenden, im europäischen Ausland aber schon. Durchaus attraktiv ist die Möglichkeit, einen Abschluss z.B. in Österreich zu erwerben. Wer sich für ein Nicht-deutschsprachiges EU-Land entscheidet, nutzt mit dem Studium die Chance, sich die jeweilige Landessprache anzueignen. Die Studienzeit in Deutschland muss dabei nicht verloren sein: Je nach Universität können Studienleistungen zum Teil angerechnet werden.
