Digitale Rechtsdienstleistungen – ein CEO im Gespräch

Digitale Rechtsdienstleistungen – ein CEO im Gespräch

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Luca Fábián entschloss sich schon während des Jus-Studiums dafür, neue Wege zu beschreiten. Sein Interesse für digitale Optionen liess ihn zusammen mit zwei Kollegen die Rechtsplattform Jurata gründen. Wir haben dem Unternehmer fünf Fragen zur aktuellen Entwicklung in der Rechtsberatung gestellt.

Woher kommt Ihr Interesse für Legal Tech? 

Ich habe mir in der Schulzeit autodidaktisch Programmierkenntnisse angeeignet. Diesen Zugang habe ich beibehalten. Die Fragen «Wie kann man mit Technologie juristische Probleme lösen?» und «Wie kann man juristische Angebote durch den Einsatz von Technologie vereinfachen und günstiger machen?» treiben mich bis heute an. 

Was braucht es, um aus einer guten Idee ein Business zu machen?

Die initiale Idee ist letztlich fast irrelevant, denn die Idee verändert sich im Laufe der Zeit sowieso. Der Anteil der Idee am Erfolg beträgt vielfach nur 5 %, die Execution dafür 95 %. Wichtiger für den unternehmerischen Erfolg scheinen mir die Gründer und ihre jeweilige Persönlichkeit zu sein. Konkret müssen Gründer ein sehr tiefes Mass an Agreeableness aufweisen: Wenn man wirklich etwas verändern und alte Strukturen aufbrechen möchte, um etwas neues zu schaffen, muss einem weitgehend egal sein, was das Umfeld denkt. Gerade wenn Dinge schieflaufen – und das tun sie in einem Start-up ständig – kommen die Zweifel sehr schnell. Dann darf man sich nicht beirren lassen, sondern muss die entsprechenden Learnings aufnehmen, analysieren und dann stoisch weitermachen. Eine hohe Frustrationstoleranz ist also eine weitere Grundvoraussetzung. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man bereits auf den ersten Metern wieder aufgibt. Schliesslich ist natürlich auch das Team entscheidend. Ohne ein grossartiges Team geht gar nichts.

Welche Services funktionieren am besten bei Ihrem Start-up Jurata?

Wir haben im Herbst 2020 als reine Matching-Plattform angefangen, die Anwälte und Klienten zusammenbringt. 90 % unserer Tätigkeit hat sich damals im Privatkundenbereich abgespielt. Vor etwa zwei Jahren haben wir eine strategische Neuausrichtung beschlossen: Einerseits fiel die Entscheidung, dass wir uns auf den KMU-Bereich fokussieren. Andererseits haben wir uns vom reinen Matching-Business wegbewegt und angefangen, immer mehr End-to-End-Leistungen anzubieten, die von Firmengründungen über Markenschutz bis zur Vertragserstellung reichen. Unser Angebot ist in Fixpreispakete unterteilt. Seit kurzem offerieren wir auch Leistungen im Buchhaltungsbereich, der an den juristischen angrenzt, denn viele Kunden wollen alles aus einer Hand.

Warum sollte jemand den Service einer online Plattform in Anspruch nehmen?

Wir bieten unseren Kunden einen zeitgemässen, digitalen Zugang zu einem holistischen Service-Portfolio. Die Kunden schätzen unsere einzigartige Kombination von im Marktvergleich günstigeren Preisen bei voller Preistransparenz. Gleichzeitig genügen wir höchsten Qualitätsansprüchen, was wir bspw. mit unseren hervorragenden Bewertungen auf Google belegen können. 

Wie kommt die Kombination aus vorgefertigtem digitalem Angebot und individueller menschlicher Beratung an?

Die digitale Abwicklung ist sehr gefragt, aber gewisse Bedürfnisse erfordern natürlich eine individuelle Lösung. Dort stellen wir nach wie vor das Matching mit Anwälten zur Verfügung. Diese Kombination ist daher sehr symbiotisch. Bei den Firmengründungen ist die erwähnte Kombination z.B. bereits hoch automatisiert und standardisiert, sodass es extern nur noch den Notar braucht, der den mit den Gründungsakt mit den von uns automatisiert vorbereiteten Gründungsdokumenten durchführt.