Seit der Gründung der Schweizerischen Studienstiftung 1991 wurden 2'709 Studierende gefördert, aktuell sind es 912 (Stand 2023), wobei die prozentuale Verteilung bei 52 Prozent männlichen und 48 Prozent weiblichen Geförderten liegt. Dr. Klara Sekanina amtet seit fünf Jahren als Direktorin der Institution und setzt sich für Interdisziplinarität, innovatives Denken und multiple Arten der Förderung junger Talente ein. Wir haben ihr fünf essenzielle Fragen gestellt.
Warum engagieren Sie sich als Direktorin der Schweizerischen Studienstiftung für die Nachwuchsförderung?
Klara Sekanina: Weil ich fest daran glaube, dass es wichtig ist, junge talentierte und engagierte Menschen unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenzubringen, um gemeinsam Verbindungen zu schaffen. Dieses Brückenschlagen ist der Schlüssel zur Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit. Es ist zudem eine erfüllende Aufgabe, die Geförderten ein Stück auf ihrem Bildungsweg zu begleiten und ihnen die notwendigen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, um ihre Potenziale voll auszuschöpfen und aktiv ihren Teil zur Gesellschaft beizutragen.
Die Unterstützung der Stiftung besteht nicht nur in finanzieller Zuwendung, sondern vor allem in interdisziplinären Bildungsangeboten, individueller Förderung oder Vernetzungsmöglichkeiten. Warum haben Sie sich für diesen Fokus entschieden?
Schon in der Stiftungsurkunde von 1991 steht geschrieben: «Die Stiftung ist bestrebt, zu einem umfassenden, persönlichkeitsbildenden Studium hinzuführen.» Diesen Zweck ausschliesslich mit finanzieller Zuwendung an Studierende zu verstehen, würde zu kurz greifen. Der Fokus liegt deshalb darauf, jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, über den Tellerrand hinauszuschauen. Interdisziplinäre Bildungsangebote, Mentoring und Vernetzung sind dabei essenziell, um ihnen das Rüstzeug und das Selbstvertrauen zu vermitteln, komplexe Probleme zu lösen und innovativ zu denken.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die geförderten Personen aus?
Für uns bedeutet Begabung nicht nur herausragende akademische Leistungen, sondern auch Engagement, Kreativität und die Bereitschaft, gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen. Oder um ein weiteres Mal die Stiftungsurkunde zu bemühen: «Die zu Fördernden sollen sich auszeichnen durch Können, Einfallsreichtum, Begeisterungs- und Urteilsfähigkeit, Neugier und Durchhaltevermögen.»
Wie wird das Unterstützungsangebot zusammengestellt und an die laufenden Veränderungen angepasst?
Unser Unterstützungsangebot wird kontinuierlich evaluiert und an aktuelle Entwicklungen und Bedürfnisse angepasst. Dies geschieht durch die Bildungskommission der Studienstiftung, in welcher derzeit Prof. Dr. Sabine Süsstrunk von der EPF Lausanne Vorsitz hat. Geschäftsstelle und Kommission stehen dazu in engem Austausch mit unserem Netzwerk, um sicherzustellen, dass unser Bildungsprogramm relevant und wirkungsvoll bleibt. Nicht zuletzt ist die Zusammensetzung der Geschäftsstelle auch ein wichtiges Steuerungsmittel, weil die dortigen wissenschaftlichen Mitarbeitenden viele der Veranstaltungen im Detail organisieren und dafür ein diverses Team unabdingbar ist, um ein diverses Bildungsprogramm zusammenzustellen.
Wie steht die Schweiz im internationalen Vergleich da bei der Studierendenförderung?
Einen allgemeinen internationalen Vergleich bei der Studierendenförderung kann ich nicht bieten, jedoch stehen wir beispielsweise in regem Austausch mit der Studienstiftung des deutschen Volkes, welche im nächsten Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert und bei der Gründung der Schweizerischen Studienstiftung als Vorbild diente. Auch die österreichische Studienstiftung ist eine Kooperationspartnerin, wobei diese erst vor fünf Jahren gegründet wurde, uns aber ebenfalls mit innovativen Konzepten inspiriert.